Nachruf auf Helmut Striffler

Helmut StrifflerAm Montag, den 02. Februar 2015 erreichte uns die traurige Nachricht vom Tod unseres Ehrenvorsitzenden Prof. Helmut Striffler.

Die Verdienste dieses in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Menschen angemessen zu würdigen ist ein fast aussichtsloses Unterfangen.

Gleichwohl will ich den Versuch unternehmen, an einige Stationen seines Schaffens zu erinnern.
Sein architektonisches Werk ist von einer hohen Eigenständigkeit geprägt, die nie dem Zeitgeist frönte. Licht und Raum war das Begriffspaar, um das es Striffler ging. Dabei standen archetypische Grundmuster Pate, die der Architektur einen unverwechselbaren, behausenden, räumlichen Charakter und in der Folge eine prägende Gestalt verliehen.
In diesem Kontext möchte ich –auch angesichts des derzeitigen Gedenkens an die Befreiung der Konzentrationslager vor 70 Jahren- an seine Versöhnungskirche im KZ-Dachau erinnern. Dieser Bau aus dem Jahre 1967 darf als Meisterwerk der Architektur des 20. Jahrhunderts in Deutschland gelten. Selten zuvor gelang es Funktion, Gestalt und Ausdruck in einer Symbiose zu vereinen, die kollektive Scham, Erinnerung aber auch Zuversicht mittels räumlicher Disposition an einem solch „verdorbenem“ Ort definiert.

Die Liste seiner „ausgezeichneten“ Projekte ist lang: Sakralbauten, Bürogebäude, Akademien, Schulen, Gemeindezentren und Wohnungsbauten. Ihnen allen ist die spürbare Hinwendung zum Menschen gemeinsam. Der Mensch als Maß und Maßstab der Dinge. Dieses Phänomen hat er einmal treffend als „Zwiesprache des Raums mit unseren Sinnen“ beschrieben.

Als Hochschullehrer für Entwerfen und Gebäudelehre an den Universitäten in Hannover und Darmstadt vermittelte er Studenten eine etwas andere Sicht auf die Welt des Räumlichen. Sein Credo: Architektur ist eine Raum- keine Typenlehre. Architektur vollzieht sich im Spannungsfeld zwischen Individuum und Gemeinschaft. Beiden muss gleichermaßen Raum gegeben werden. Architektur ist der Mittler.

Unvergessen sind seine Vorlesungen, in denen er das gesellschaftliche und soziale Engagement des Architekten als unabdingbar in den Fokus des Berufsfeldes rückte. Dem Ausspruch: “Nur wer Alternativen hat, kann sich entscheiden“ folgte in der Regel eine bedingungslose und nicht selten hartnäckige Unterstützung der Studenten, beim Entwerfen ihren eigenen Weg zu gehen und diesen beharrlich weiter zu verfolgen. Generationen von Studenten haben diesen außergewöhnlichen Professor als einen Segen empfunden.

Nach seiner Emeritierung widmete er sich mit vollem Einsatz den Belangen des Rheinkollegs e.V., dessen Gründung maßgeblich auf sein Engagement zurückgeht. Von der Entgiftung des Rheins nach der Sandoz-Katastrophe bis zur Anerkennung des Mittelrheintals als Weltkulturerbe – die Liste der Projekte ist lang. Sie alle, als Mitglieder im Rheinkolleg e.V., haben diese in dankenswerter Weise mitgetragen und bei der Lösung der vielfältigen Probleme mitgewirkt.
Hinter den Kulissen –das müssen sie mir so glauben- stand unermüdlich, bis an die Grenzen der Belastbarkeit gehend, ein Mensch, der jahrzehntelang für die Belange der Gemeinschaft eintrat, furchtlos und uneitel, oft genug –wie er sich ausdrückte- gegen die Apparate einer erdrückenden Bürokratie und Verwaltung.

Wir haben unseren Vordenker, unseren Ideengeber verloren.
In Dankbarkeit verneigen wir uns vor einem Lebenswerk, das dem Dienst an den Menschen gewidmet war. Dies sowohl in seinem architektonischen Schaffen als auch in seinem sozialen, humanistischen Engagement.
Sein Wirken und seine Werke werden die Zeit überdauern.

Wir nehmen gemeinsam Abschied von Helmut Striffler anlässlich eines Trauergottesdienstes in der Trinitatis Kirche, G 4, 5 in 68159 Mannheim, am Samstag, den 14. März 2015, um 13.30 Uhr.

 

Prof. Dr.h.c. Jörg J. Kühn
Rheinkolleg e.V.

Darmstadt / Speyer
08. Februar 2015